Frühling für die Seele – Zur Fastenzeit
Am Aschermittwoch haben die 7 Wochen der Fastenzeit bis Ostern begonnen. Andrea Schwarz begreift sie als Weg zu mehr Lebendigkeit.
Inspiration GlaubeDem Himmel entgegenwachsen – ein uralter Traum der Menschen! Und dahinter mag die Sehnsucht nach Unabhängigkeit und Freiheit stecken, der Wunsch nach Entwicklung und Entfaltung oder einfach die Hoffnung, sich selbst und das Leben zu spüren. Aber wie macht man das – dem Himmel entgegenzuwachsen? Wie geht das?
Wachsen und Wurzeln
Es gibt welche, die das gut können: die Bäume. Vielleicht kann man sich von denen etwas abschauen? Ein großer, starker Baum streckt seine Zweige weit dem Himmel entgegen, spielt mit dem Wind, lässt sich von der Sonne liebkosen, trotzt Regen und Sturm. Das aber wird erst möglich durch etwas, das man gar nicht sehen kann: Seine Kraft, seine Energie, seine Standfestigkeit bekommt ein Baum nämlich durch die Wurzeln, die tief in den Boden reichen. Ein starker Baum hat starke Wurzeln. Und je größer ein Baum ist, umso besser ist er auch verwurzelt.
Wer also dem Himmel entgegenwachsen möchte, muss sich um seine Wurzeln kümmern: Woraus ziehe ich meine Kraft? Was gibt mir Nahrung? Wer oder was hält mich? Und auch wenn manche Suchbewegungen möglicherweise in die falsche Richtung oder nicht tief genug gehen, so wissen oder ahnen die meisten Menschen doch, was sie zum Wachsen und zur eigenen Entwicklung brauchen.
Mehr als Verzicht
Fastenzeit – mir fällt da immer eine Tante ein, die mahnend sagte: »Also, in der Fastenzeit isst man nichts Süßes!« – aber warum das so sein soll, habe ich schon damals nicht verstanden. Und die Tante mochte ich sowieso nicht. Viele haben es als Kind gelernt: Fastenzeit heißt verzichten. So praktizieren sie es als Erwachsene noch: keine Schokolade, kein Alkohol oder auch kein Fernsehen. Na ja, kann man ja machen.
Lebendigkeit einüben
»Glauben« bedeutet in Beziehung sein mit Gott, ihm einen Platz in meinem Leben geben, es mit ihm teilen. Wem das gelingt, der ist tatsächlich »… wie ein Baum, gepflanzt an Bächen voll Wasser, der zur rechten Zeit seine Frucht bringt und dessen Blätter nicht welken.« So beschreibt es der Psalm 1, der die alte jüdische Gebetssammlung, die dann auch von den Christen übernommen wurde, in der Bibel eröffnet.
Fastenzeit ist eine Art Einübung in mehr Lebendigkeit. Lebendiger – damit ist übrigens nicht leichter oder glücklicher gemeint, sondern das Leben bewusst wahrzunehmen, mit all seinen Höhen und Tiefen. Nicht in den Alltagsroutinen zu erstarren, sondern achtsam für das Leben zu werden! Sich selbst zu spüren, den Menschen neben mir, vielleicht … Gott.
Verwurzelt
wachsen
kann ich nur
wenn ich
verwurzelt bin
Frucht bringen
kann ich nur
wenn die Kraft
aus der Tiefe kommt
im Dunkeln
wurzeln
aus der Tiefe
Kraft holen
und
dem Himmel
entgegenwachsen
Aus: Andrea Schwarz, Dem Himmel entgegenwachsen, Psalmen zum Leben, Patmos Verlag 2025 und Andrea Schwarz, Sieben Schritte zu mehr Leben, Verlag am Eschbach 2025.
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