»Ich schreibe mir Sorgen auf und versuche sie neutral zu bewerten«

Caroline Pritschet im Gespräch über Resilienz und was ihr in Ausnahmesituationen hilft. Aus unserer Reihe »Was stärkt uns in Krisenzeiten«

Resilienz Interview Natur Gesund leben

Wir leben in äußerst herausfordernden und belastenden Zeiten. Viele Menschen fragen sich, was sie tun können, um seelisch unbeschadet durch diese schwierigen Zeiten zu kommen.
In unserer kleinen Interview-Reihe »Was stärkt uns in Krisenzeiten?« sprechen wir mit Menschen, die sich seit vielen Jahren eben dieser Frage auf ganz unterschiedliche Weise genähert haben. Sie erzählen uns, was ihnen in Ausnahmesituationen hilft und wie sie ihre Resilienz stärken, ihre seelischen Widerstandskräfte fördern.

Heute im Gespräch: Caroline Pritschet

 

Caroline Pritschet lernte bei ihrer Mama Kochen und war schon immer kreativ in der Küche. Ihr Aha-Erlebnis für die veganer Küche hatte sie, als sie bei einer Geschäftsreise nach San Diego erstmals erleben durfte, wie viel besser sie sich mit rein pflanzlicher Ernährung fühlt. Sie stieg infolge dieser Erfahrung aus dem Hamsterrad mit viel Stress, schlechtem Essen und wenig Schlaf aus, begann mit Yoga und Meditation und gründete einen veganen Food-Blog. Ihr Lebensmotto: »Be the Change – Sei selbst die Veränderung und warte nicht auf andere«.


Lebe gut: Frau Pritschet, was stärkt Sie in Krisenzeiten?

Caroline Pritschet: Ich versuche mich so wenig wie möglich mit den klassischen Medien zu befassen. Wir leben in einer Welt, in der Schlagzeilen immer provokanter werden, um die Leser und Leserinnen in ihren Bann zu ziehen. Zudem baue ich gezielt Medienpausen ein, das heißt ich schalte mein Handy mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen auf Flugmodus. Am nächsten Morgen schalte ich es erst ein, wenn ich vom Gassigehen mit den Huskys zurückkomme und gefrühstückt habe. So kann ich mit Leichtigkeit und ohne negative Impulse in den Tag starten.

Lebe gut: Wenn Ängste und Sorgen doch überhandnehmen – zu welchen »Notfallmaßnahmen« greifen Sie?

Caroline Pritschet: Ich frage mich, wie realistisch meine Ängste und Sorgen sind. Wir tendieren dazu, die Dinge oftmals zu dramatisieren, darin ist unser Verstand ein wahrer Meister. Ich schreibe mir die Sorgen auf, die mir durch den Kopf gehen und versuche sie so neutral wie möglich zu bewerten. Das hilft mir im Notfall sehr, die Dinge klar und realistisch einzuschätzen. Ein weiterer Punkt ist das Gespräch zu suchen mit einem lieben Freund oder einer Freundin. Hier sollte man mutig sein und über seine Ängste und Sorgen sprechen. In vielen Fällen stellt man fest, dass das Gegenüber mit ähnlichen Problemen kämpft und so kann man sich gegenseitig unterstützen.

Lebe gut: Schauen wir gemeinsam in die Zukunft: Was wünschen Sie sich für sich und Ihre Mitmenschen?

Caroline Pritschet: Ich wünsche mir, dass mehr Menschen den unschätzbaren Wert der Natur wieder anerkennen. Hier spreche ich nicht nur von der CO₂-Problematik: Für mich sind es Dinge wie das Versiegeln von Flächen, Begradigen von Flüssen, sterile Gärten und Pestizide. Der Mensch neigt dazu, alles »perfekt« haben so wollen. Die Natur ist nicht geradlinig und steril. Alles folgt einem natürlichen Rhythmus und ich wünsche mir, dass immer mehr Menschen das zu verstehen lernen. Gemüse selbst anbauen ohne chemische Dünger, wilde Rosen wachsen lassen ohne Fungizide und Pestizide. Ich wünsche mir, dass die Menschen wieder mehr Lebensraum schaffen für die Natur und Tiere. Die Natur lehrt uns geduldig zu sein, dankbar und die einfachen Dinge zu schätzen. Genau das wünsche ich mir für mich und meine Mitmenschen.

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