Ingrid Riedel wird 90
Wir gratulieren unserer langjährigen Autorin Prof. Dr. Dr. Ingrid Riedel zu ihrem 90. Geburtstag am 9. Januar
AktuellesUnsere langjährige Autorin Prof. Dr. Dr. Ingrid Riedel feiert am 9. Januar 2025 ihren 90. Geburtstag! Zu diesem besonderen Jubiläum gratulieren ihr die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Verlagsgruppe Patmos von Herzen – mit großem Dank für die wunderbare Zusammenarbeit und die vielen wegweisenden Bücher, die sie im Patmos Verlag veröffentlicht hat.
Ingrid Riedel, 1935 in Schweinfurt geboren, hat den Zweiten Weltkrieg als Kind noch intensiv miterlebt. Die Zerstörung ihres Elternhauses durch einen Luftangriff hat sie früh geprägt. Es war, so schreibt sie, »die Erfahrung, dass es zum Leben gehört, immer wieder alles verlieren zu können, was man hat, was man zu besitzen glaubt, dass es aber zugleich eine Lebenseinstellung gibt, die das zu ertragen vermag, wie meine Mutter, die angesichts des restlos zerstörten Hauses sagte: ›Kinder, die Sorge wären wir los‹ – hatten wir doch von Luftangriff zu Luftangriff immer mehr um unser Haus gebangt. Mutter hatte eine innere Freiheit, die ich bis heute bewundere« (aus: Vom Entdecken der inneren Welt. Horizonte der Tiefenpsychologie heute, S. 141).
Ingrid Riedel promovierte in evangelischer Theologie und deutscher Literatur. Bereits in ihrer theologischen Dissertation setzte sie sich mit der religionspsychologischen Bedeutung des Bildes auseinander, ein Thema, in das sie sich später – als Jung’sche Analytikerin und Dozentin an den C. G. Jung-Instituten Zürich und Stuttgart – noch weiter vertiefte.
Von 1979 bis 1984 war sie Studienleiterin an der Ev. Akademie Hofgeismar. In dieser Zeit entdeckte sie für sich die Analytische Psychologie C. G. Jungs: Es waren Marie-Louise von Franz, ihre spätere Lehranalytikerin, und Verena Kast, die als führende Vertreterinnen der Jung’schen Schule von ihr als Referentinnen an die Akademie Hofgeismar eingeladen worden waren und die ihr die Analytische Psychologie C. G. Jungs nahebrachten – zunächst vor allem die tiefenpsychologische Zugangsweise zu Märchen, die sie besonders ansprach.
So studierte Ingrid Riedel, parallel zu ihrer Tätigkeit als Studienleiterin an der Akademie Hofgeismar, Analytische Psychologie am C. G. Jung-Institut Zürich. Ab 1984 arbeitete sie als Jung’sche Analytikerin und Psychotherapeutin in eigener Praxis in Konstanz. Gleichzeitig begann für sie eine Zeit des intensiven Schreibens und wissenschaftlichen Arbeitens. Sie lehrte an den C. G. Jung-Instituten Zürich und Stuttgart und hatte ab 1992 eine Honorarprofessur für Religionspsychologie an der Universität Frankfurt inne, in der sie ihre Forschungen zur Zusammenschau von Religionspsychologie und Analytischer Psychologie weiter vorantrieb.
Die Verbindung von Psychologie und Religion – aus Jung’scher Perspektive betrachtet – gehört zu den besonderen Interessensgebieten von Ingrid Riedel. Dies zeigt sich auch in ihrem jüngst erschienenen Buch C. G. Jung und Meister Eckhart. Eine Begegnung. Zu ihren weiteren Arbeitsschwerpunkten zählen die tiefenpsychologische Deutung von Träumen, so z.B. in ihrem Buch Träume – Wegweiser in neue Lebensphasen, sowie das Thema Weisheit und Altern – etwa in ihren Büchern Die weise Frau. Der Archetyp der alten Weisen in Märchen, Traum und Religionsgeschichte, Vom Geheimnis der zweiten Lebenshälfte. Frauen finden zu sich selbst oder Die innere Freiheit des Alterns.
Für die Analytische Psychologie und Psychotherapie besonders bedeutsam sind ihre Forschungen zu Farben – nachzulesen in ihrem Buch Die Symbolik der Farben. Eine tiefenpsychologische Farbenlehre –, zu Formen, zur Bildinterpretation und zum therapeutischen Arbeiten mit Bildern. Ingrid Riedel hat eine Jung’sche Maltherapie entwickelt, die in dem von ihr und Christa Henzler verfassten Standardwerk Maltherapie. Auf Basis der Analytischen Psychologie C. G. Jungs umfassend dargelegt wird.
Ingrid Riedel hat ein reichhaltiges Werk geschaffen. Die renommierte Jung’sche Analytikerin Verena Kast, ihre langjährige Kollegin und Weggefährtin, meint dazu in der Einleitung zu dem »Geburtstagsbuch«, das sie mit Ingrid Riedels langjähriger Lektorin Christiane Neuen zusammen herausgegeben hat:
»In Ingrid Riedels Buch Die innere Freiheit des Alterns gibt es ein Bild, das das vielfältige Schaffen von Ingrid Riedel verdeutlichen kann: Sie beschreibt einen Löwenzahn, abgeblüht, weiß, zur Pusteblume geworden, und bei jedem Windhauch samt sich die Pusteblume aus – ein Bild für Generativität im Alter, ein Bild aber auch für ihr eigenes Lebenswerk. Man lebt, weil man lebt, man schreibt, was einem wichtig erscheint, und wenn man Glück hat, regt man Menschen an – und das hat Ingrid im hohen Maße getan und tut sie noch immer.« (aus: Mutig leben und zur Ganzheit finden, S. 7)