In der Anfangsszene des Filmes »Spectre« läuft James Bond als Skelett kostümiert in einer gigantischen Parade zum »Dia de los Muertes«, dem Tag der Toten, in den Straßen von Mexiko-Stadt mit. Dies ist der bunt-beeindruckende Aufmacher des Films. Nach wenigen Minuten schon löst sich der Held aus dem Strom, um einen im Helikopter herabstürzenden Bösewicht zu besiegen.
Ähnlich scheint der Wunsch vieler Männer in dieser Situation zu sein: schnell aus der Trauer nach dem Verlust eines geliebten Menschen flüchten zu können, ins alte Leben zurück zu finden und wieder zu »funktionieren«.
Sind Männer wirklich gefühllos und oberflächlich?
Frauen trauern anders. Daher kommt es in Beziehungen häufig zu Unverständnis und Verletzungen. Zwar ist die Vorstellung, Männer hätten weniger intensive Gefühle, inzwischen ausgeräumt, doch noch immer ist es kein vertrautes Bild, dass zum Beispiel ein Mann in der Öffentlichkeit weint. Und noch immer führt die Tatsache, dass Männer in einer Trauersituation anders reagieren, etwas Anderes brauchen, zu Konflikten bis hin zu einer Entfremdung zwischen Ehepartnern oder Lebensgefährten.
Trauernde Frauen sprechen sich aus, teilen ihren Kummer mit Familienangehörigen oder Freundinnen, durchleben und verarbeiten so den Tod eines geliebten Menschen. Dagegen wenden sich Männer häufig lieber der Arbeit oder dem Sport zu, durchdenken die Situation allein und machen ihren Schmerz mit sich selbst aus. Dies wird von Frauen oft als Gefühllosigkeit oder Oberflächlichkeit interpretiert, dabei entspricht es nur den unterschiedlichen Bedürfnissen und Gefühlen angesichts der Verlusterfahrung.
Verständnis als Schlüssel für gemeinsames Trauern
Der Besuch einer gemischten und meist von einer Frau geleiteten Trauergruppe ist für die meisten Männer nicht denkbar. Hier begleitet sie oftmals das Gefühl, dass ihnen nicht das Verständnis entgegen gebracht wird, welches sie benötigen, um sich selbst zu verstehen oder um sich zuzugestehen, dass sie in einer elementaren Krise stecken, gegenüber der sie ohnmächtig sind.
Und genau darauf kommt es zunächst und vor allem an: Verständnis! Verstehen, was in mir selbst oder was im anderen vorgeht. Verstehen, dass es dem anderen ganz anders gehen kann als mir. Verstehen, dass das Gegenüber vielleicht mit derselben Situation anders umgeht. Wenn diese Haltung, dieser Schritt gelingt, ist es wieder möglich, sich und den anderen zu akzeptieren.
So kann ein gemeinsam erlebter Verlust auch wieder zu einem verbindenden Element werden anstatt zu einer Kluft zwischen den Trauernden. Darum ist es wichtig, sich einander zu gestehen unterschiedlich mit Trauer umzugehen. Nur so ist ein für beide gangbarer Weg durch die Trauer möglich. Und irgendwann auch wieder ein Weg zurück ins Leben.
In seinem Buch vermittelt Thomas Achenbach mithilfe vieler Beispiele aus der Praxis als Trauerbegleiter und vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen umfassendes Wissen und praktische Tipps, um trauernde Männer ihren Bedürfnissen entsprechend unterstützen zu können.
Ein Buch, das hilft, trauernde Männer besser zu verstehen und zu begleiten.