Umsatteln. Eine Entscheidung für mehr Achtsamkeit im Alltag
Wir wollen wieder mehr Bewegung wagen und steigen um aufs Fahrrad oder gehen zu Fuß, nehmen unsere Umwelt und somit auch uns selbst wieder bewusst wahr – denn Bewegung ist mehr als nur Ausdauertraining oder Öko-Bewusstsein.
Achtsamkeit Inspiration Natur Glück Entspannung GelassenheitTäglich kommen wir auf unserem Weg zu Arbeit und Schule, zum Kindergarten und Supermarkt mit unzähligen Umwelteinflüssen in Berührung. Lärm, Wetter und der Stress, den wir so manches Mal nicht selbst produzieren, reißt uns mit. Dies sorgt dafür, dass wir die kleinen, aber besondere Dinge am Rande gar nicht mehr bewusst wahrnehmen. Unsere Achtsamkeit für Natur, Umwelt und damit auch für uns selbst in der Welt geht verloren. Dies wollen wir ändern! Doch wie?
Wir wollen uns wieder mehr Zeit nehmen
Auf dem Rad oder zu Fuß ist alles anders. Auf einmal spüren wir wieder die Luft, die Sonne oder den Regen, wir hören den Straßenlärm oder das Zwitschern der Vögel. Wir gleiten mal mehr, mal weniger sanft durch den Alltag, lassen den Gedanken freien Lauf auf dem Rad, wenn wir uns auf gerader Strecke einfach mal rollen lassen. Wenn wir zu Fuß gehen, spüren wir die Unebenheiten der unterschiedlichen Straßen und Wege – ob glatter Asphalt oder moosiger Waldboden, kantiges Kopfsteinpflaster oder feuchtes Laub auf dem Gehweg. Wir müssen hier und da aufpassen, wo wir gehen. Auch nehmen wir unsere Umwelt viel bewusster wahr.
Und schließlich wird auch Zeit wieder zu einem angenehmen Gefühl. Wir ärgern uns nicht über die anderen, lassen uns nicht drängeln oder aufhalten und rennen keinem Bus hinterher – wir sind vollkommen frei und bestimmt, gestalten „unsere“ Zeit sozusagen selbst, entscheiden, ob wir schneller oder langsamer vorankommen. Wir nehmen unsere Umwelt viel bewusster wahr.
So wagen wir wieder mehr Achtsamkeit im Alltag
Daher wollen wir wieder mehr Achtsamkeit im Alltag wagen, bewusst in der einen oder anderen Situation zum Fahrrad greifen – oder einfach mal wieder zu Fuß gehen. Für viele von uns ist es sicherlich manches Mal Zeitknappheit oder Bequemlichkeit, warum man dann doch das Auto nimmt oder fix in U-Bahn und Bus steigt. Oftmals ist es auch die Anbindung, weshalb einige von uns gar keine andere Möglichkeit haben, da Kindergarten, Schule und Job sowie der anschließende Einkauf für die ganze Familie im Supermarkt mit Taschen und Getränkekisten gar nicht ohne Auto unter einen Hut zu bringen wären – und dennoch: bewusst umsteigen, vielleicht doch den ein oder anderen Weg nutzen zum Gehen oder Radfahren, verändern etwas mit uns selbst. Wir haben uns einfach ein wenig neu organisiert. Wir fahren jetzt nicht mehr den Wocheneinkauf vom Supermarkt nach Hause, sondern kaufen frisch und lokal den Bedarf für die kommenden ein bis zwei Tage ein. Auch lässt sich die Zeit in Bus und Bahn ganz prima zum Lesen der schon lange liegengebliebenen Bücher nutzen. Mit den Kindern entdecken wir vieles in der Nachbarschaft, was lange verborgen blieb, ob Abenteuer-Spielplätze, den Obstverkäufer an der Ecke oder das neue Eiscafé. Auch Claudia und Robert haben neue Wege und dabei ein wenig mehr Achtsamkeit im Alltag für sich entdeckt. Lesen Sie selbst!
„Das Spüren der Atmosphäre beim Heraustreten aus der Wohnung mag ich besonders. Kalt und frisch oder – im Sommer – schon etwas angewärmt, kann ich die Morgenluft riechen, schmecken und spüren.
Im Laufe der Fahrt wird die Luft angereichert mit einem Duft, den es aufzunehmen gilt: feuchtes Gras, Blütenduft … Es gibt unsichtbare Räume, die ich im Laufe der Fahrt betreten kann, manchmal unaufmerksam, manchmal erwartungsvoll: die etwas wärmere Luft am Stausee, den Wechsel von der Sphäre der Autostraße in den Wald und wieder heraus. Obwohl wir unsere Ohren nicht verschließen können, dauert es an manchen Tagen eine Zeitlang, bis ich das Zwitschern der Vögel oder das Plätschern des Wassers höre.
Für das Sehen gibt es nahezu keine Begrenzung, das Schauen gehört zum Radeln dazu – die Aufmerksamkeit für alles auf dem Weg. Aber es gibt natürlich auch kleine Stationen fürs Auge, die mich erfreuen, seien es bestimmte Bäume, ein Blick, der sich weiten kann oder durch eine überwachsene Baumallee enggeführt wird.
Es bringt mich in die Gegenwart, wenn ich mich auf den »Hunger« meiner Sinne einlasse. Es sind kurze Momente, manchmal habe ich sie, wenn ich in der Arbeit ankomme, schon wieder »vergessen«. Neben den Sinneseindrücken, die ich erwarte, gibt es die Überraschungen: Ein Erdbeerfeld schickt seinen intensiven Duft bis zu mir auf den Radweg, sodass ich die Erdbeeren fast auf der Zunge schmecken kann. Eine Allee von Akazien hüllt mich plötzlich mit einer mediterranen Honigluft ein. Ein Eisvogel lässt mich einen schnellen Blick auf sein leuchtendes Gefieder erhaschen. Ein Notarztwagen gellt mir in den Ohren.
Ich bin still und werde still, meine Sinne sind auf Empfang gestellt und werden auf verschiedenste Weise reich beschenkt mit der Wirklichkeit um mich herum.“