»Warum immer die Griechen?«

Warum die Griechen in vielem anderen Kulturen immer ein wenig voraus waren und was die Schrift und die geografische Lage hierbei für eine Rolle spielt, lesen Sie hier.

Reportage Gesellschaft

Die vier Philosophenschulen in Athen, Sokrates, die Kyniker, vorher schon die Naturphilosophen, Pythagoras… Warum sind es gerade die Griechen, bei denen diese Dinge angefangen haben? Fragen wie der Lauf der Sterne, das Leid des Menschen, Gelassenheit, das alles muss doch auch anderswo Menschen beschäftigt haben – zum Beispiel Buddha oder die Ägypter?

Was war bei den Griechen anders? – Anders ist vor allem, dass wir davon wissen, und das liegt daran, dass die Griechen als erstes Volk eine einigermaßen einfache Schrift hatten. Buddhas Lehren wurden jahrhundertelang nur mündlich weitergegeben. Um die Keilschrift der Sumerer oder die ägyptischen Hieroglyphen zu beherrschen, brauchte man Jahre. Die wenigen Menschen, die es sich leisten konnten, so lange zu lernen, wurden professionelle Schreiber in der staatlichen Verwaltung. Für alles andere gab es die mündliche Überlieferung, und das hieß praktisch »Stille Post«.

Wer sicher sein wollte, dass seine Worte in der mündlichen Überlieferung nicht verändert wurden, der schrieb in Versen, wie zum Beispiel noch der Philosoph und Mathematiker Pythagoras – was wieder andere Einschränkungen mit sich brachte.

Das griechische Alphabet – ein Meilenstein in der Geschichte

Einfacher war schon die Schrift der phönizischen Kaufleute, die nach Griechenland kamen. Die Griechen fügten dieser Schrift zum ersten Mal Vokale hinzu, und damit war das griechische Alphabet das erste, das komplett auf der gesprochenen Sprache basierte und damit sehr einfach zu lesen war. Jetzt konnte jeder lesen lernen. Auf einmal brauchte man keine Experten mehr, um Wissen aufzuzeichnen und zu verbreiten.

Was das bedeutet, können wir uns heute vorstellen, wenn wir daran denken, dass man früher IT-Experten brauchte, um einen Computer zu bedienen, und heute im Prinzip jeder und jede mit Computern umgehen kann. Je mehr Leute am Gespräch teilnehmen können, desto mehr Wissen (und leider auch Unsinn) sammelt sich an, desto schneller entwickeln sich neue Gedanken.

Ein anderer Grund dafür, dass sich gerade in Griechenland so viel Neues – wie auch die neue Schrift – entwickelte, war die geografische Lage: Griechenland lag nah an den frühen Hochkulturen wie Ägypten und Persien, und es lag am Mittelmeer, fast schon im Meer, denn im Grunde ist es eine einzige Halbinsel, die sich wieder in viele weitere Halbinseln und Inseln aufteilt. Zur Küste ist es nirgendwo sehr weit. Als die Schifffahrt sich entwickelte, war das ein unschätzbarer Vorteil, denn mit Schiffen erreichte man sein Ziel schneller und sicherer als mit dem Pferdewagen, außerdem konnte man sehr viel mehr transportieren. Der Fernhandel machte griechische Städte reich, und neue Ideen reisten auf den Schiffen mit.

Uta Korzeniewski, aus »Marc Aurel & die Philosophen der Gelassenheit«, Kapitel »Warum immer die Griechen?«


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