Warum oft die einfachen Dinge die besten sind
Kochbuchautorin Birgit Fazis besinnt sich auf das Wesentliche in der Küche und weckt mit ihren Rezepten Kindheitserinnerungen. Ein Interview
Interview Kochen und Backen Essen und Trinken Gesund lebenBirgit Fazisʼ Rezepte sind eine Liebeserklärung an das echte, gute und ursprüngliche Leben, nach dem wir uns in dieser schnellen und überhitzten Welt alle sehnen. Ihre Rezepte sind ein leidenschaftliches Plädoyer für mehr Gelassenheit und Natürlichkeit in der Küche. Sie stehen für eine nachhaltige und gleichzeitig moderne Küche, die sich wieder mehr auf das Wesentliche besinnt. Starre Regeln, Ernährungsdogmen und Stress haben in der Küche von Birgut Fazis nichts verloren, denn Kochen und Genießen sollen bei ihr Freude bereiten und Körper, Geist und Seele gleichermaßen nähren.
Lebe gut: Gelassenheit, Naturverbundenheit und Rückbesinnung auf das Wesentliche – danach streben heute viele. Ihnen hat vor 5 Jahren ein Bienenvolk dazu verholfen. Erzählen Sie …
Birgit Fazis: Ja, das ist richtig. Vor 5 Jahren zog mein erstes Bienenvolk in unserem Garten ein und ohne es zu ahnen, brachten die Bienen nicht nur köstlichen Honig sondern auch mehr Langsamkeit, Naturverbundenheit und Ursprünglichkeit in unser Leben.
Das Thema »Bienen« hatte mich einige Monate zuvor wie aus dem Nichts gepackt und nicht mehr losgelassen, sodass ich mich kurzerhand für eine Hobby-Imker-Schulung anmeldete. Im Laufe der Zeit fand ich heraus, dass Bienen schon immer zum Leben meiner Familie gehörten und mein Opa die Imkerei vor meiner Geburt aufgab.
Es fühlte sie toll, an diese Verbindung zu Natur und familiärer Tradition wiederherzustellen.
Lebe gut: Neben der Herstellung des eigenen Honigs haben Sie das Brotbacken für sich entdeckt. Was fasziniert Sie daran?
Birgit Fazis: Ich finde es unglaublich faszinierend, dass aus nur 3 Zutaten, Mehl, Wasser und Salz, so etwas wunderbar und komplexes entstehen kann wie gutes Brot. Und weil selbstgeimkerter Honig auf einer ofenwarmen Scheibe Brot noch viel besser schmeckt, beschloss ich mir die große Kunst des Brotbackens einfach selbst anzueignen. Leichter gesagt als getan, denn die ersten Versuche gingen daneben. Die herkömmlichen Brotbackbücher halfen da auch nicht weiter, denn meist scheiterte ich schon an der Terminologie und der Komplexität des Rezeptes bzw. Vorgangs. Weil ich nicht glauben konnte, dass Brotbacken so unendlich kompliziert sein muss, beschloss ich dranzubleiben und entwickelte so nach und nach ein gelingsicheres Grundrezept für ein Sauerteigbrot, dass nicht nur wunderbar köstlich schmeckt, sondern garantiert auch jedem anderen Brot-Neuling gelingt. Heute noch backe ich 90 % aller meiner Brote nach diesem einfachen Rezept und ich kann mich gar nicht mehr erinnern, wann wir das letzte Mal Brot gekauft haben.
Mit wenigen Zutaten das Beste rausholen
Lebe gut: Die beste Küche ist nicht immer die komplizierteste. Oft sind es eher einfache Rezepte, mit denen sich die besten Gerichte zaubern lassen. Können Sie uns dazu Beispiele, zum Beispiel aus Ihrem neuen Buch, nennen?
Birgit Fazis: Ich bin ein großer Fan von Einfachheit in der Küche und finde auch in der Küche gilt: Weniger, aber besser! Das Rezept darf schlicht und einfach sein, die Zutaten sollten dafür doppelt so gut und kostbar sein.
Mit dieser einfachen Formel gelingen meiner Meinung nach die köstlichsten Gerichte. Bärlauch-Kartoffelpuffer, warme Erdbeeren mit Minzjoghurt oder rustikales Oliven-Parmesan-Brot sind einfache Gerichte, die sich unkompliziert und mit nur einer Handvoll erlesener Zutaten zubereiten lassen – der Geschmack jedoch ist unübertrefflich!
Lebe gut: In Ihrem Buch nennen Sie 10 Tipps für mehr Nachhaltigkeit in der Küche. Verraten Sie uns einen davon?
Birgit Fazis: Einer meiner liebsten Tipps: Wir sollten viel öfter mit offenen Augen durch die Welt gehen, denn in der freien Natur findet sich eine Vielzahl von essbaren Pflanzen und Blüten, die nicht nur komplett kostenlos sind, sondern Gerichte auch noch mit vielen gesundheitlichen Vorteilen und neuen Aromen bereichern. Wie wäre es zum Beispiel mal mit Holunderblüten-Honig, Wildkräuter-Tagliatelle oder Maiwipferl-Brot?