Wie Dörte Maack nach ihrem Erblinden wieder Lebensfreude fand

Eine unheilbare Krankheit lässt Dörte Maack erblinden. Doch sie trotz den Hinternissen und vertraut vor allem: sich selbst. Eine inspirierende Lebensgeschichte

Ermutigung Lebenskrise Krankheit

Nie wieder Pinneberg

Dörte Maack wurde 1967 in einem kleinen Dorf bei Pinneberg geboren. Nach dem Abitur sprühte sie »Nie wieder Pinneberg« an eine Häuserwand und ging nach Hamburg. Dort lebte sie inmitten einer bunten Studenten- und Aktivistenszene und tourte als Straßenkünstlerin und Akrobatin durch Deutschland, Österreich, die Schweiz und Frankreich. In dieser Zeit gründete sie auch die erfolgreiche Theatercompany Kirschkern, mit der sie bundesweit auf Tournee war. Obwohl sie bemerkte, dass sie immer schlechter sehen konnte, schob sie zunächst alle Sorgen beiseite und genoss jeden Tag ihres herrlichen, wilden Lebens.

Ihren 25. Geburtstag feierte sie mit vielen Jongleuren, Akrobaten, Kleinkünstlern, Sportstudenten und anderen Freunden:

Leben war jetzt und erwachsen werden konnten wir später. Um Mitternacht sangen alle für mich, küssten und umarmten mich. Wir tranken und tanzten alle zusammen wild auf meinem 25. Geburtstag. Ich war so glücklich!

Ich fasste in diesem Moment einen Plan: Ich werde nicht blind!

Doch ihre wortwörtlich zunehmend schlechtere Sicht auf die Welt erforderte dann doch den lang herausgezögerten Besuch beim Augenarzt. Dass dieser ihr Leben so grundlegend verändern würde, damit hatte sie nicht rechnen können. Sie war jung und unbeschwert, an eine lebenslange Erkrankung war nicht zu denken.

Nach einer umfassenden Untersuchung erfuhr sie, dass sie aufgrund einer erblichen Augenkrankheit nach und nach erblinden würde. Noch heute erinnert sie sich an diesen furchtbaren Tag, als wäre es gestern gewesen:

Die nächste Aussage fiel meinem Augenarzt spürbar schwer. »Es ist Retinitis Pigmentosa«, sagte er hastig. Das hatte ich noch nie gehört. Ernst und sehr ruhig erklärte er uns, dass Retinitis Pigmentosa eine sehr seltene degenerative Erkrankung der Netzhaut ist. Sie ist genetisch bedingt, ist fortschreitend und man kann sie nicht heilen. In meinem Kopf dröhnte das Echo der Wörter: Erbkrankheit … fortschreitend … unheilbar … Ich erstarrte. Mein erster klarer Gedanke war: »Scheiße, jetzt werde ich blind.« Als nächstes dachte ich: »So ein Blödsinn! Es gibt doch gar keine Krankheit, die man nicht behandeln kann. Wenn das in Deutschland so ist, dann gibt es ja noch die ganze Welt.« Meine Mutter und ich verließen die Praxis mit einer Überweisung in die Uniklinik zur weiteren Abklärung. Ich fasste in diesem Moment einen Plan: Ich werde nicht blind! Ich würde den Augenärzten zeigen, dass man doch was machen kann! Ich hatte auch einen Plan B: Wenn ich blind werde, dann nehme ich mir das Leben.

Dörte schafft es aus ihren Trümmern ein Schloss zu bauen

Doch das Erblinden ließ sich nicht aufhalten. Wollte sie wirklich an Plan B festhalten? – Zum Glück: nein. Denn letztlich kam alles ganz anders. Durch Phasen der Verzweiflung und einigen Irrwegen zu sonderbaren Heilern und Scharlatanen, doch auch bis in eine seriöse Spezialklinik in China gelang es Dörte Maack mit Humor und Kreativität, ihre Lebensfreude zurückzugewinnen und einen ganz eigenen Umgang mit ihrer Situation zu finden, trotz Erblindung. Heute lebt sie mit ihrem Mann, ihren beiden Kindern sowie dem Blindenführhund Lila wieder in dem kleinen Dorf bei Pinneberg. Sie ist sehr erfolgreich und gefragt als Moderatorin, Rednerin und Coach und sagt von sich selbst:

Ich bin angekommen in einem farbenfrohen Leben, das für mich lange absolut unerreichbar zu sein schien.

In ihrem Buch »Wie man aus Trümmern ein Schloss baut« schildert Dörte Maack bewegend und mit viel Witz den Prozess dramatischer Veränderungen, die sie mit Mut und Zuversicht selbst in die Hand nahm. Ihre Geschichte inspiriert Menschen in schweren Lebenskrisen, den Hindernissen zu trotzen und in das Leben zu vertrauen.


© Privat

Dörte Maack

Dörte Maack war Straßenkünstlerin, Akrobatin und Gründerin der Theatercompany »Kirschkern«, bis sie 1992 erfuhr, dass sie nach und nach erblinden würde. Trotz vollständiger Erblindung absolvierte sie ein Studium der Pädagogik, Sportwissenschaft und Linguistik und arbeitet heute als Moderatorin, Rednerin und Coach. Sie lebt mit ihrem Mann, ihren beiden Kindern sowie dem Blindenführhund Lila in der Nähe von Hamburg.
www.doerte-maack.de

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