Die Heilige Schrift zu verstehen, sie zu erschließen, sie zum Maßstab des Lebens zu machen und sie in Gegenwart und Alltag zu übersetzen, das war seine große Leidenschaft. Für seine Predigten nahm er sich viel Zeit. Er bereitete sie gründlich vor, studierte die biblischen Texte, feilte an jedem Ausdruck, bis er saß – viele Wendungen des Sprachvirtuosen sind zu geflügelten Worten geworden; »Mach's wie Gott, werde Mensch« ist vielleicht das bekannteste.
Während seiner 25 Jahre als Bischof von Limburg setzte er Wegmarken der Kirchenentwicklung durch Profilkirchen und Laien in faktischer Gemeindeleitung. Zudem war er Jugendbischof sowie Bischof für das Hilfswerk Misereor. Als Leiter der Kommission Weltkirche der Bischofskonferenz war er zuständig für die Kontakte der deutschen Kirche rund um den Globus.
Sein Bischofsstab war aus einem Balken des westfälischen Bauernhofs gemacht, von dem er stammte. Die bischöfliche Residenz überließ er eritreischen Geflüchteten. Im Konflikt mit Rom blieb er bei der Überzeugung, dass die Kirche sich aus der Schwangerenkonfliktberatung nicht zurückziehen dürfe, um schwangere Frauen in Not nicht im Stich zu lassen. Er sprach mit betroffenen Frauen und brachte ihre Sicht in die kirchliche Debatte ein. Er bekannte, er habe »schwere Schuld« auf sich geladen, als er gegen einen Missbrauchstäter aus dem Klerus nicht entschieden genug vorgegangen sei.
Nach seiner Emeritierung als Bischof wurde er Hausgeistlicher im Sankt Vincenzstift in Rüdesheim-Aulhausen. Dort lebte er mit behinderten Menschen. »Ich bin einer von ihnen«, sagte er einmal angesichts der Einschränkungen, die mit dem Alter auch bei ihm zunahmen. Hochbetagt und körperlich gebrechlich, war er geistig klar bis zuletzt.
»Den Armen eine frohe Botschaft bringen«, lautete sein Wahlspruch. Dazu trugen – und tragen weiterhin – auch seine Bücher einen Teil bei. Seine Liebe zur Heiligen Schrift, sein weltweiter Blick, sein Gespür für Recht und Unrecht haben seine Bücher ebenso geprägt wie seine Sprachmacht.
Franz Kamphaus starb am 28. Oktober 2024 im 93. Lebensjahr. Wir stehen mit Respekt und Dank vor seinem Lebenswerk. Es zu unterstützen und zu verbreiten, bleibt uns Verpflichtung und Ehre. R. I. P.
