Sehr verehrter, lieber Herr Kardinal Kasper!
Es war ein kirchlich bewegtes Jahrhundert, das Sie nicht nur erlebt, sondern entscheidend mitgeprägt haben. Sie haben sich stets zugemutet, sich diesen Bewegungen auszusetzen und das von Ihnen als nützlich und notwendig Erkannte einzubringen.
1989 wurden Sie nach Wahl, Ernennung und Weihe Bischof von Rottenburg-Stuttgart. Zuvor wirkten Sie als bereits international anerkannter katholischer Theologe, zuletzt in Tübingen. 1999 gingen Sie nach Rom, um dort an der Kurie Ihren Dienst zur Förderung der Einheit der Christen zu tun.
Sie haben als Priester und Wissenschaftler, als Bischof und Kurienkardinal dem Glauben und der Kirche gedient. Ihr bischöflicher Wahlspruch, die Wahrheit in Liebe zu tun, könnte eine grundlegende Überschrift über alle anstehenden Reformen in der katholischen Kirche sein. Papst Franziskus hatte in den zehn Jahren seines Pontifikates an Ihnen eine verlässliche Stütze. Immer ging und geht es Ihnen dabei um die »Überlieferung des Glaubens zu beständiger Gegenwart«. Das macht Sie, geistig und geistlich, auch in Rom zu einem »Tübinger«.
Zu Ihrem Ehrentag möchte ich Ihnen von Herzen die Glück- und Segenswünsche der Verlagsgruppe Patmos und der Schwabenverlag AG aussprechen und Ihnen danken, dass Sie uns in den vergangenen Jahren wichtige Publikationen anvertraut haben: von Ihrer allseits wahrgenommenen Schrift zu Martin Luther im Gedenkjahr der Reformation über die geistlichen Miniaturen zum Vaterunser, zu Maria, zur Osterzeit bis hin zu den Debattenbüchern und Sammelbänden zur Corona-Krise und dem päpstlichen Schreiben »Fratelli tutti«.
Sie haben sich zu Ihrem 85. Geburtstag an weite Kreise der Gläubigen gewandt, um von der »Freude des Christen« zu sprechen, und 2021 die Schwerpunkte Ihres wissenschaftlichen Arbeitens durch »Erneuerung aus dem Ursprung« abgerundet.
In »Die Freude des Christen« schreiben Sie, dass die Freude im christlichen Glauben an das Evangelium ein Kriterium ist, ob in rechter Weise von Gott und von den Menschen gesprochen wird. Das ist für viele sicher ein auf den ersten Blick verblüffendes Kriterium, das zum Nachdenken und Besinnen einlädt. Ihnen, verehrter Herr Kardinal Kasper, wünsche ich daher vor allem, dass diese Freude Sie nicht verlässt, sondern mit Gottes Segen weiterhin erfüllt.
Ihr Ulrich Peters