»Zweimal Rom und zurück«

Notizen von der Weltsynode. Ein Ausblick von Thomas Söding

Aktuelles Glaube

Oktober 2023 und Oktober2024: Gleich zwei Mal lud der Papst zur Synode über Synodalität nach Rom. Beide Male war ich als »Experte« dabei, ohne Stimm-, aber mit Schreibrecht, wenn auch nicht für das Endprodukt, das auszuformulieren englischen und italienischen »native speakern« vorbehalten war. Deutsch ist nicht mehr offizielle Synodensprache.

Synodalität ist ein neues Stichwort, aufgebracht von Papst Franziskus. In meinem Buch »Gemeinsam Unterwegs« habe ich es 2022 biblisch mit Sinn gefüllt. Jetzt kann ich auf intensive Debatten zurück- und auf spannende Aufgaben in Rom und Deutschland vorausblicken. Weder der weltweite Synodale Prozess noch der Synodale Weg in Deutschland sind bislang ausgesprochen biblisch orientiert gewesen. Desto wichtiger bleibt die Vertiefung mit Hilfe der Heiligen Schrift.

Der Blick zurück an den Anfang, zum Aufbruch Jesu und des Urchristentums, zeigt zweierlei: wie flexibel die Sozialgestalt der katholischen Kirche ist, die sich seit dem 19. Jahrhundert mit der Aura der Ewigkeit umgeben möchte, und wie groß das Reservoir einer Theologie des Gottesvolkes ist, das aus der Erfahrung befreiter Freiheit lebt.

Die wichtigste Synode der Kirchengeschichte war die erste: das Apostelkonzil. Das Schlussdokument der Weltsynode kommt auf die damalige Entscheidung zurück und erklärt, sie sei eine des Heiligen Geistes, weil zum einen die ganze Gemeinde beteiligt gewesen ist und weil zum anderen der universale Heilswille Gottes das Kriterium gebildet hat. Ein Blick in die Bibel zeigt: Der Konflikt konnte offen angesprochen – und gelöst werden. Die Prophetie gibt den Deutungsschlüssel in die Hand: Der Glaube rechtfertigt; die Taufe führt in die Kirche – es bedarf der Beschneidung der Heiden nicht. Juden innerhalb wie außerhalb der Kirche sollten respektiert werden.

Alle, die es anging, kamen zu Wort und haben qualifiziert geredet, aus Erfahrung und mit Argumenten. Alle haben einander zugehört, aufmerksam und lernwillig. Alle waren an der Entscheidung beteiligt; diese Partizipation zu sichern, war die vornehmste Aufgabe der »Apostel und Presbyter«. Die Entscheidung wurde veröffentlicht. Sie wurde von allen Gemeinden, die es angeht, freudig aufgenommen.

Lukas hat den Prozess mit seinem Ergebnis sozusagen positiv evaluiert, indem er die Geschichte in seinem zweiten Buch erzählt hat. Paulus hat es vorher im Galaterbrief schon ebenso getan: mit mehr Pfeffer, aber nicht weniger Esprit.

Die heutigen Synoden können das Apostelkonzil nicht kopieren. Aber sie können Ideen entwickeln, wie sie unter grundlegend neuen Bedingungen die Wirkungsgeschichte des Apostelkonzils fortschreiben können: den Mut zum Nein gegenüber denen, die andere ausgrenzen wollen, weil sie angeblich nicht den richtigen Status haben, die Freiheit zum Ja im Blick auf diejenigen, die aus der Fremde willkommen geheißen werden, und den Willen zum Friede mit Israel, der auch den Heidenchristen am Herzen liegen soll.

Über den Autor

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Thomas Söding

Thomas Söding, Dr. theol, ist Professor für Neues Testament an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum. 2004–2014 war er Mitglied der Internationalen Theologischen Kommission im Vatikan. Er ist Berater der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz und Konsultor des Päpstlichen Rates für die Neuevangelisierung. Seit 2021 ist er Vizepräsident des Zentralkomitees deutscher Katholiken und der Synodalversammlung der katholischen Kirche in Deutschland.

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