Türchen 23 – Vom Schenken und beschenkt werden
Welche verschiedenen Bedeutungen es haben kann, zu schenken und Geschenke zu erhalten, lesen Sie heute.
Advent Weihnachten InspirationSTRAHLENDE GESICHTER
Schon bei der Übergabe eines Blumenstraußes ist häufig zu hören: »Ach, das war aber nicht nötig!«
Eine goldrichtige Antwort, meistens verbunden mit einem strahlenden Gesicht. Wir kommen auch ohne Geschenke durchs Leben, sie sind nicht nötig – sie sind mehr als nötig. Richtig aufleben wir erst durch das, was wir uns nicht selbst beschaffen und besorgen können. Das fängt schon bei unserer Geburt an: Wir schaffen uns nicht selbst, wir sind uns vor-gegeben. Und hoffentlich können wir uns als geschenkt begreifen und für andere zum Geschenk werden.
Weihnachten ist traditionell ein Fest des Schenkens. Weil man Jesus selbst als ein reines Gottesgeschenk betrachtet, möchte man dankend mitmachen: Selbst beschenkt, möchte man auch anderen eine Freude bereiten. In der Realität freilich sieht es oft anders aus: Da geht es um die Abarbeitung von Wunschzetteln, und wie lang können enttäuschte Gesichter sein, wenn nicht das erwartete oder geforderte Geschenk präsentiert wurde.
Umgekehrt natürlich: Welch strahlende Gesichter bei gelungenen Überraschungen. Entscheidend jedenfalls ist immer die Gesinnung: Kommen die Geschenke von Herzen und mit Einfühlung und Liebe, oder führt in erster Linie Berechnung Regie mit allen Hintergedanken von »wie du mir, so ich dir«? In der jüdischen Überlieferung gibt es deshalb den klugen Gedanken, jedes Geschenk zweimal zu machen. Weil beim ersten Mal immer noch Egoismus im Spiel sei, käme es erst im zweiten Anlauf zum wirklichen, zum absichtslosen Geschenk. Und das besteht aus Wohlwollen und Liebe.
Genau das wird an Weihnachten gefeiert: Dieser Jesus ist wirklich ein Gottesgeschenk. Oder mit den Worten von Botho Strauß: »Unwahrscheinlicher als Jesus Christus ist nichts.« Ihn mit dem Lied von Taizé zu besingen, bringt manche Gesichter zum Strahlen. »Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht. Christus meine Zuversicht, auf dich vertrau ich und fürcht’ mich nicht.«