Zum Tod des Tübinger Bibelwissenschaftlers Meinrad Limbeck

Der Matthias Grünewald Verlag trauert um seinen Autor, den Akademischen Oberrat Dr. theol. Meinrad Limbeck, der am 15. Juni 2021 verstorben ist.

Aktuelles Trauer

»Die Zeit ist voll, das Reich Gottes ist da! Kehrt um und vertraut auf die frohe Botschaft« (Mk 1,15)


Für Meinrad Limbeck (1934–2021) stellte dieser Ruf Jesu die zentrale Aussage seiner Botschaft dar: Nach seiner festen Überzeugung ging es Jesus in seinem Wort und in seiner Tat einzig und allein darum, seinen Zeitgenossen, seinen Jüngerinnen und Jüngern den Blick dafür zu öffnen, dass die heilvolle Begegnung mit ihrem Gott unmittelbar bevorsteht, da Gottes Reich nicht nur »nahe« ist, wie es in den üblichen Übersetzungen heißt, sondern bereits jetzt, jetzt zu ihrer Zeit unter ihnen gegenwärtig ist.

Diese Botschaft weiterzugeben, war Meinrad Limbecks zentrales Anliegen: an seine Studierenden, an die Hörerinnen und Hörer seiner Vorträge und an die Leserinnen und Leser seiner zahlreichen Bücher und Beiträge. Der biblische Gott, dessen Gegenwart Jesus verkündigt hat, braucht keine Opfer, er ist kein strafender, kein zürnender Gott. Er ist ein Gott grenzenloser Nähe, Liebe und Befreiung. Immer wieder rief Meinrad Limbeck dazu auf, krankmachende, einengende Gottesbilder zu überwinden, besonders eindrücklich in seinem Buch »Abschied vom Opfertod. Das Christentum neu denken«.

Gelegenheiten dazu boten sich Meinrad Limbeck zahlreiche: Nach seinem Studium der Philosophie und Katholischen Theologie in Tübingen und Bonn und der Priesterweihe 1960 in Ludwigsburg wirkte er als Seelsorger in Stuttgart, Hirsau, Ochsenhausen und Gutenzell sowie im Zisterzienserkloster Hauterive (Schweiz). Anschließend war er von 1966 bis 1974 wissenschaftlicher Assistent bei Karl Hermann Schelkle (Neues Testament) und Herbert Haag (Altes Testament) in Tübingen, wo er mit seiner Dissertation »Die Ordnung des Heils. Untersuchungen zum Gesetzesverständnis des Frühjudentums« (Düsseldorf 1971) promoviert wurde. Aufgrund seiner Laisierung und Heirat blieb ihm eine weitere akademische Laufbahn verwehrt. Nach einer Referententätigkeit beim Katholischen Bibelwerk in Stuttgart kehrte er 1981 an die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Tübingen zurück und lehrte dort bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2000 als Akademischer Oberrat für Biblische Sprachen.

In dieser Zeit begeisterte er zahlreiche Studierende nicht nur für Hebräisch und Griechisch, sondern quasi »nebenbei« für die biblischen Texte und Themen sowie für deren exegetisch fundierte und zeitgemäße Erschließung.

In Dankbarkeit gedenken wir seiner und wünschen Meinrad Limbeck, dass er diesem liebenden, aufrichtenden und befreienden Gott, für den er immer wirken wollte und dem er auch in manchen persönlichen Unwägbarkeiten des Lebens vertraute, nun unverstellt begegnen möge.