Christine Boßmeyer
Christine Boßmeyer studierte nach ihrer Pensionierung Geschichte und Kunstgeschichte an der Goethe-Universität Frankfurt und erfüllte sich damit einen Jugendtraum. Fasziniert von den Vorlesungen von Prof. Dr. Johannes Süßmann nahm sie an seinem Hauptseminar über Bildquellen der Neuzeit teil und lernte, wie interdisziplinär Geschichtsforschung sein kann. Das methodische Wissen zur Interpretation von Bildern als autonome Quellengattung wurde durch weitere Seminare vertieft und mündete in die Magisterarbeit über Jacques Callots Bild »Die Belagerung von Breda«. Die weitere Beschäftigung mit geschichtlichen Ereignisbildern des 15. und frühen 16. Jahrhunderts führte zu der Dissertation über Zeichnungen und Holzschnitte zum »Weißkunig«, der verschlüsselten Autobiographie Kaiser Maximilians I. In der Untersuchung wird nachgewiesen, dass die Bilder eine visuelle Geschichte über Leben und Taten des Kaisers darstellen. Vor dem Studium lag bereits ein aufregendes und interessantes Berufsleben hinter ihr. An der neu gegründeten Universitätsbibliothek Bochum, der ersten Bibliothek mit einer eigenen Datenverarbeitungsanlage, entwickelte sie ab 1964 Computerprogramme für die Ausleihe, Katalogisierung und Erwerbung. In den 1970er-Jahren entstand aus diesen automatisierten Verfahren das Bibliotheksverbundsystem des Landes Nordrhein-Westfalen. 1977 wechselte sie an die Deutsche Bibliothek Frankfurt, heute Deutsche Nationalbibliothek, um eine eigenständige Abteilung für Informationstechnik aufzubauen und zu leiten. Sie hat die Bibliotheksautomatisierung in Deutschland und die revolutionären Veränderungen im Bibliothekswesen nicht nur miterlebt, sondern an führender Stelle mitgestaltet.