Wir leben in äußerst herausfordernden und belastenden Zeiten. Viele Menschen fragen sich, was sie tun können, um seelisch unbeschadet durch diese schwierigen Zeiten zu kommen.
In unserer kleinen Interview-Reihe »Was stärkt uns in Krisenzeiten?« sprechen wir mit Menschen, die sich seit vielen Jahren eben dieser Frage auf ganz unterschiedliche Weise genähert haben. Sie erzählen uns, was ihnen in Ausnahmesituationen hilft und wie sie ihre Resilienz stärken, ihre seelischen Widerstandskräfte fördern.
Heute im Gespräch: Andrea Schwarz
Andrea Schwarz hat beruflich und geografisch viele Stationen hinter sich: Industriekauffrau, Sozialpädagogin, Jugendreferentin, pastorale Mitarbeiterin und andere kirchliche Aufgaben zwischen Wiesbaden, Freiburg, Südafrika und Osnabrück, seit 1988 freiberuflich tätig – und inzwischen eine der meistgelesenen christlichen Schriftstellerinnen unserer Zeit. Es gibt in ihrem Leben immer wieder Aufbrüche und neue Wege, die sie gerne geht, weil sie das spannend und lebendig findet. Als Richtschnur dient ihr der Rat einer alten Ordensfrau, die sagte: »Wähle immer das, was dich lebendiger macht!«.
Lebe gut: Frau Schwarz, was stärkt Sie in Krisenzeiten?
Andrea Schwarz: Zunächst einmal die Krise nicht zu leugnen oder die Augen davor zu schließen. Wahrnehmen, hinschauen, annehmen – mich den Realitäten stellen. Die Phantasie macht Dinge manchmal größer und schrecklicher, als sie sind. Den Kräften des Todes (Resignation, Entmutigung, Fatalismus, jammern, …) den Rücken zukehren und mich mit den Kräften des Lebens (Glauben, Hoffnung, Liebe, Neugier, Mut, …) verbünden – so wie damals Maria von Magdala am leeren Grab Jesu. Und die Erfahrung, dass aus einem Chaos, also einer ungeordneten Situation, wieder eine Ordnung werden kann.
Lebe gut: Wenn Ängste und Sorgen doch überhandnehmen – zu welchen »Notfallmaßnahmen« greifen Sie?
Andrea Schwarz: Wenn die dunkle Waagschale zu voll ist und ich nichts herausnehmen kann, dann schau ich, was ich in die helle Waagschale hinein legen kann, um wieder etwas mehr in die Balance zu kommen: ein gutes Buch (darf auch mal ein Krimi sein), eine Stunde im Garten, ein Gespräch mit Freunden, mit Gott einen Kaffee trinken, was Leckeres kochen, jemanden anrufen, dem es wirklich schlecht geht, … manchmal hilft auch ein Erdbeereisbecher. Und sich Belastendes von der Seele schreiben …
Lebe gut: Schauen wir gemeinsam in die Zukunft: Was wünschen Sie sich für sich und Ihre Mitmenschen?
Andrea Schwarz: Dass wir erkennen, dass wir nur in einem geschwisterlichen Miteinander leben und überleben werden. Wir sitzen alle in einem Boot – und das ist kein großes und luxuriöses Kreuzfahrtschiff, auf dem sich einige vergnügen und andere hinter den Kulissen dafür schuften.