Gehen macht gute Laune
Gehen und Wandern erfreuen sich besonders in Corona-Zeiten größter Beliebtheit. Warum wir auch zukünftig daran festhalten wollen
Inspiration Gesund leben NaturViele Freizeitangebote fallen zurzeit durch die Corona-bedingten Einschränkungen weg – unter den Aktivitäten, die nach wie vor möglich sind, ist Gehen und Wandern in den Top 10. So widmet auch die Wochenzeitung ZEIT vom 28. Januar 2021 dem Gehen eine ganze Seite unter der Überschrift »Gehen hilft dem Geist«. Ob sich also ein Gegentrend anbahnt? Noch vor wenigen Jahren haben Statistiken, zum Beispiel eine Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie festgestellt, dass etwa ein Drittel der Bevölkerung niemals wandert! Im Langzeit-Trend folgen immer weniger der Empfehlung, sich mindestens 150 Minuten pro Woche zu bewegen, mittlerweile weniger als die Hälfte der Menschen hierzulande.
Gehen hilft nicht nur den Beinen, sondern auch der Psyche
Dabei nützt schon einfaches Gehen der Gesundheit. Dem Körper, aber eben auch der Psyche! Es ist gut für Herz und Kreislauf, für das Immunsystem, den Stoffwechsel und die Atemwege – und für die psychische Stimmungslage und den Abbau von Stress. Unser Autor Gisbert Greshake berichtet davon in seinem Buch »Gehen. Wege – Umwege – Kreuzwege«. Er erzählt unter anderem von der Begegnung mit Ulrich Niemann, einem Neurologen und Psychiater: Von den vielen Patienten, die er als Analytiker und Therapeut begleitet hat, sei die Hälfte geheilt gewesen, wenn sie jeden Tag wenigstens eine halbe Stunde gehen oder wandern. Die meisten psychischen Probleme entstehen oder verfestigen sich mangels Bewegung beziehungsweise mangels kontinuierlichen Gehens.
Gehen hat Einfluss auf das Bewusstsein
In seinem Buch erschließt Gisbert Greshake, dass Gehen nicht nur für die körperliche und psychische Gesundheit grundlegend ist, sondern auch etwas mit der Verfassung unseres Bewusstseins zu tun hat:
Wer geht, hat ein Ziel vor Augen, das ihn aus dem Hier und Jetzt des Verbleibens und der Ruhe herausreißt und auf etwas Neues hin ausrichtet.
Das ins Auge gefasste Ziel und der Weg dorthin erscheinen notwendiger, wichtiger, angemessener oder faszinierender als das Bleiben am gleichen Ort. Darum bricht man auf, setzt man sich in Bewegung. Gehen, zumal Wandern führt aus der Enge ins Weite. Dabei eröffnet sich denen, die gehen, nicht nur ein anderes Verhältnis zu sich selbst, sondern es bedeutet auch ein neues Erschließen oder Aneignen von Welt. Gehen erzeugt ein neues Bewusstsein, das offen ist für Neues und sich der Zukunft zuwendet. Neue Ansichten treten vor die Augen, neue Klänge in die Ohren. Die Wahrnehmungsfähigkeit für kleine, unscheinbare Details nimmt zu: »Wenn du dich auf den Weg machst, öffnet der Horizont seine Grenzen«, besagt ein orientalisches Sprichwort. Das wäre ja – gerade in Corona-Zeiten – eine hoch erwünschte Wirkung.