Was heißt umweltfreundlich wandern?
Wissenswertes und Tipps, wie Sie beim Wandern die Umwelt schützen und nachhaltig unterwegs sein können
Ratgeber Natur Achtsamkeit NachhaltigkeitDie Natur ist beim Wandern, Radfahren oder Picknick unmittelbar um uns, sie ist unsere Gastgeberin, daher ist es wichtig, dass wir besonders achtsam und nachhaltig mit ihr umgehen, wenn wir uns in ihr bewegen. Dies betrifft nicht nur Müll und Verpflegung, sondern auch Ausrüstung, Anreise und den Schutz von Tieren und Pflanzen.
Nachhaltigkeit beginnt bereits bei der Anreise
Bereits die Anreise könnt ihr nachhaltig gestalten. Viele Routen und Startpunkte für Touren sind inzwischen gut mit dem öffentlichen Nahverkehr zu erreichen. Falls es doch das Auto sein muss, versucht, Fahrgemeinschaften zu bilden. Solltet ihr mit dem Auto anreisen, nutzt immer die ausgewiesenen Wanderparkplätze und parkt nicht einfach am Straßen- oder Waldrand, auf Wiesen oder im Naturschutzgebiet.
Die Wanderparkplätze haben zudem den Vorteil, dass es dort meist öffentliche Mülleimer gibt und ihr auch Umgebungspläne fürs Radfahren und Wandern findet. Schaut euch auch mal in eurer Region um, welche Wander- und Radwege es dort gibt. Es braucht vielleicht gar keine umständliche oder gar lange Anreise, weil das nächste Ausflugsziel bereits in eurer unmittelbaren Nähe auf euch wartet.
Worauf Sie bei der Ausrüstung achten sollten
Bevor es losgeht, ist natürlich eine gute Ausrüstung das A und O. Ob Fahrradfahren, Picknick oder Wandern: auf die richtige Ausstattung kommt es an. Es muss keine Profi-Ausrüstung sein, aber sie sollte zur Tour passen. In den Bergen die richtigen Schuhe, Sonnenschutz, bei Regen wetterfeste Kleidung, beim Picknick Decke und Sonnenschirm oder beim Trekking die Kochausrüstung: Wenn ihr an alles gedacht habt, könnt ihr den Ausflug in vollen Zügen genießen.
Wenn euch Sachen für die Ausrüstung fehlen, schaut doch mal, ob ihr sie euch leihen oder secondhand erwerben könnt. Zudem könnt ihr recherchieren, welche Marken und Produzenten nachhaltige, faire Mode und Produkte anbieten. Setzt lieber auf Langlebigkeit statt auf Preis, wenn ihr euch dazu entscheiden solltet, neue Produkte zu kaufen – wenn es gut läuft, dann habt ihr von einem qualitativ hochwertigen Wanderrucksack euer ganzes Leben lang etwas.
Letztlich gilt: je weniger weggeworfen oder wiederverwendet wird, desto mehr Ressourcen werden gespart.
Es muss zudem nicht immer Funktionskleidung sein. Sie enthält oft Kunstfasern wie Polyester, welches aus Erdöl gewonnen wird und bei jedem Waschgang Mikroplastik in das Abwasser abgibt. Kleidung aus Baumwolle oder Naturfasern ist ebenso atmungsaktiv (und im Winter wärmend) und schont bei jedem Waschgang die Umwelt.
Warum gute Verpflegung nicht fehlen darf
Ausreichend Proviant auf langen Touren ist für mich mit das Wichtigste, denn gutes Essen motiviert und gibt Energie. Bereits beim Einkaufen achte ich darauf, so wenig wie möglich Lebensmittel mit Plastikverpackung zu kaufen. Am besten: ihr kocht und backt selbst und verpackt euren Proviant in Frischhaltedosen, Gläsern und Bienenwachspapier.
Und das Trinken nicht vergessen! In Thermoskannen und Trinkflaschen abgefüllt, halten die Getränke zudem im Sommer kalt und im Winter warm.
Wenn ihr länger unterwegs seid und Gelegenheiten zum Auffüllen eurer Getränkeflaschen habt, nehmt am besten noch einen Aktivkohlefilter mit. Die gibt’s günstig zu kaufen, und sie reinigen das Wasser – ob aus Brunnen oder trinkbaren Quellen – zusätzlich.
Warum Müll nicht in die Natur gehört
Die wichtigste Regel in der Natur: Nehmt euren Müll wieder mit. Nicht nur, dass Pflanzen und Tiere dadurch zu Schaden kommen könnten, nein, auch Pestizide in Verpackungen oder Zigarettenstummeln oder lange Verrottungsprozesse sorgen für Ungleichgewicht im Ökosystem. Das gilt nicht nur für Plastikverpackungen, sondern selbst Obstschalen von Bananen und Zitrusfrüchten sind eher schädlich als gut für die Umwelt.
Nehmt euch einfach eine kleine Plastiktüte oder ein Säckchen mit, packt dort alles rein, was sich an Müll ansammelt, und schmeißt es dann am besten Zuhause getrennt nach Verpackungsmaterial weg.
Dies gilt übrigens auch für Toilettengänge in der freien Natur, denn auch dieses Papier solltet ihr wieder mitnehmen und nicht einfach in der Natur liegen lassen. Ein Zellstofftaschentuch benötigt mehr als 1 Jahr zum Verrotten. Die Grundregel beim Toilettengang ist, dass man nicht in der unmittelbaren Nähe von Gewässern urinieren sollte und für das »größere« Geschäft ein kleines Loch buddelt und hinterher wieder schließt (ohne Papier oder Taschentuch). Im Naturschutzgebiet ist selbst das meistens sogar ganz verboten.
Es spricht übrigens nichts dagegen, wenn ihr Müll seht, diesen auch in euer Müllsäckchen einzupacken und so der Umwelt etwas Gutes zu tun.
SO LANGE BRAUCHT MÜLL MINDESTENS ZUM VERROTTEN |
Apfelgehäuse: 2 Wochen |
Orangenschale: 2 Jahre |
Kronkorken: 80 Jahre |
Papier: 6 Monate |
Zigarette: 10 Jahre |
Alufolie: 200 Jahre |
Bananenschale: 6 Wochen |
Kaugummi: 5 Jahre |
Plastiktüte 120 Jahre |
Taschentuch: 1 Jahr |
To-Go-Becher: 50 Jahre |
Alu-Dose: 500 Jahre |
Glasflasche: 4 000 Jahre |
Plastikflasche: 450 Jahre |
Wie Sie Tieren und Pflanzen achtsam begegnen können
Achtet auf ausgewiesene Rad- und Wanderwege. Schaut besonders beim Picknicken darauf, wo ihr euch in der Natur und besonders im Naturschutzgebiet niederlasst.
Beim Baden in Naturseen oder Bächen achtet auch auf die chemischen Substanzen, die ihr durch Hygieneartikel im wahrsten Sinne des Wortes mit euch führt: Insektensprays oder Sonnencreme können sich von eurer Haut ins Wasser lösen und so dem Ökosystem schaden. Bei Trekking verwendet nur Hygieneprodukte wie Shampoo und Seife, die zur Verwendung in der Natur empfohlen werden (z.B. Wascherde). Ihr findet sie im Reformhaus oder direkt im Trekkinggeschäft.
Achtet auch auf Wald- und Weidetiere. In vielen Gegenden in den Bergen laufen die Weidetiere der Bauern frei herum. Versucht, einen Bogen um die Tiere zu machen, und verscheucht oder ärgert sie nicht. Dies gilt auch für Wildtiere – seid hierbei besonders vorsichtig bei Dämmerung und in der Nacht sowie in Brunft- und Brutzeiten. Zudem ist das Füttern von Wild- und Weidetieren verboten – auch wenn ihr euren Proviant lecker findet, solltet ihr ihn unterwegs nicht mit Tieren teilen. Informationen dazu bekommt ihr im Internet oder vor Ort beim Naturschutzbund oder Alpenverein.
Verändert nicht die Lebenswelt der Tiere, wenn ihr euch darin bewegt: Brecht keine Äste ab oder baut Staudämme an Bächen. Bewegt euch achtsam durch die Natur. Besonders sorgsam solltet ihr vor allem beim Trekking sein: Übernachtet nur an ausgewiesenen Campingplätzen oder Biwakstellen und zerstört für euer Nachtlager keine Natur. Biwakstellen gibt es auch in deutschen Naturparks, man muss sich aber vorher anmelden und erhält dann erst die genaue Lage.
Vorsicht geboten bei Lagerfeuer und Feuerstellen
Wenn ihr bei euren Touren und Ausflügen grillen wollt, tut dies nur an ausgewiesenen Feuerstellen. Vor allem im Sommer besteht durch den Klimawandel immer öfter Waldbrandgefahr.
Dies gilt auch für die Verwendung eures Kochers: Achtet stets auf feuerfeste, ebene Untergründe und bleibt beim Feuer sitzen, damit nichts passieren kann.
Nicht in den Stoßzeiten verreisen
»Das musst du gesehen haben!«, so oder so ähnlich geben Freunde, Kolleginnen oder Medien Tipps zu Ausflugszielen und Sightseeing-Spots. Leider sind diese aber oft überlaufen – vor allem in den Hauptreisezeiten. Dies belastet die Umwelt zusätzlich. Versucht bei euren Touren darauf zu achten, dass ihr nicht in »Massen« unterwegs seid. Die schönsten Ziele bleiben euch erhalten, auch wenn ihr sie vielleicht ein paar Wochen später als andere gesehen habt.
Wandern mit Hund – ein paar Punkte gibt es zu beachten
Selbstverständlich wollen wir bei Ausflügen nicht auf unsere vierbeinigen Freunde verzichten. Nehmt Hunde bei Wanderungen in der freien Natur stets an die Leine, um Unfälle mit anderen Menschen, aber auch mit Wild- und Weidetieren zu vermeiden.
Vergesst bitte auch nicht ausreichend Kotbeutel für euren Hund mitzunehmen, diese zusammen mit eurem Müll wieder zum Ausgangspunkt zu bringen und entsprechend zu entsorgen.